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Hannes Rickli

Aggregat Chemnitz

10.05.2008 - 15.06.2008



» Künstlerinfo (PDF)

Begleitveranstaltungen


11.05.08, 12:00 Uhr
Matinee im Weltecho
"Wozu braucht die Stadt den Film? Zeitobjekte im urbanen Raum am Beispiel von Chemnitz"
Ausstellungsgespräch mit Hannes Rickli und Vinzenz Hediger, Filmwissenschaftler, Ruhr-Universität Bochum

30.05.08
Live im weltecho:
Kyle Eastwood + Band, support Natalie Williams Der älteste Sohn von Filmlegende Clint Eastwood gehört derzeit zu den gefragtesten Jazz-Musikern und beendet seine Europatournee in Chemnitz.

04.06.08 21:00 Uhr
»Das eiskalte Auge des Riesen«
Filmprogramm zu Hannes Ricklis Ausstellung »Aggregat Chemnitz«
Zusammengestellt und kommentiert von Claus Löser (Berlin).

I. DAS EISKALTE AUGE
BRD 1989 - 14 Minuten – Regie: Heiner Mühlenbrock
„Das Berliner Kongresszentrum (ICC) ist eines der vielen Großprojekte heutiger Städteplanung; ‚Riesenmaschinen’, die in das Stadtbild eingelassen wurden. Es ist ein Ort, an dem viele Interessen einander begegnen. Eine Videoüberwachungsanlage kontrolliert diese Vorgänge mit ca. 40 Kameras. Das ICC wird zum riesigen Filmstudio, in dem eine permanente Bilderproduktion läuft. Es gibt keinen Kameramann, es gibt keinen Regisseur, es gibt kein Drehbuch, es gibt keine Schauspieler, es gibt keine Geschichte?! Die Überwachungsanlage betrachtet, was im ICC geschieht. Wir schalten uns ein. ‚Das eiskalte Auge’ hält die stummen Bilder der Überwachungsanlage fest und konfrontiert sie mit Dialog-, Musik- und Geräuschzitaten aus einschlägigen Genre-Filmen. (Katalog Deutscher Videokunstpreis 1992)

II. DER RIESE
BRD 1983 - 82 Minuten - Regie: Michael Klier - Musik: Gustav Mahler, Richard Wagner
„Dokumentarischer Kompilationsfilm, der aus Video-Aufnahmen von Überwachungskameras in deutschen Städten zusammengestellt wurde. Seine Bedeutung liegt weniger in der möglichen Suggestion eines Überwachungsstaates, der mittels der Videokameras seine Bürger kontrolliert, als vielmehr im ungewöhnlichen Sichtbarwerden zufälliger Bewegungen, Begegnungen, Gesten und Ereignisse. Durch seine ungewöhnliche Ruhe lädt der Film zum genauen Betrachten der von ihm gesammelten Bildmaterialien ein, ohne sie mit Sinn aufzuladen.“ (Lexikon des internationalen Films)

Mit freundlicher Unterstützung von Michael Klier und Heiner Mühlenbrock.




Hannes Rickli, geboren 1959 in Bern, studierte Fotografie sowie Theorie der Gestaltung und Kunst und ist heute als Dozent an der Hochschule für Gestaltung und Kunst in Zürich tätig. Er ist neben seinen Ausstellungen mit Land-Art-Projekten, baubezogenen und Licht-Installationen sowie Publikationen hervorgetreten und war an zahlreichen internationalen Ausstellungen zeitgenössischer Fotografie, Video- und Medienkunst beteiligt. Seine jüngeren Arbeiten sind mehr und mehr der empirischen und künstlerischen Untersuchung funktioneller Medienwelten gewidmet. So gilt er inzwischen als Pionier einer über klassische Definitionen und Kontexte hinaus gehenden Bildforschung. Derzeit läuft ein von ihm initiiertes Forschungsprojekt, an dem das Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin sowie das Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe beteiligt sind.
Der künstlerische Ansatz von Hannes Rickli ist mit dem Begriff einer ästhetischen Nachforschung im Rahmen technologischer und wissenschaftlicher Versuchsanordnungen zu beschreiben. Wo die Arbeit der Wissenschaft und Politik zu einem großen Teil aus „Reinigungsprozeduren“ besteht, beschäftigt sich die Kunst mit seinen Worten damit, „den Staub aufzuheben, um ihn genauer unter die Lupe zu nehmen“. Das spezielle Interesse seiner akribischen, zum Teil über Jahre verfolgten Recherchen und Versuchsreihen gilt der überschüssigen, weil unbeachteten Bildproduktion des Informations- und Medienzeitalters – d.h. etwa sich in Überwachungskameras oder bei wissenschaftlichen Experimentieranordnungen ansammelnden ungenutzten Bildern und Daten. Indem er diese auf das Feld der Kunst transferiert und auf ihre ästhetische Relevanz und Konstruktion befragt, ermöglicht er überraschende Wahrnehmungen und stellt zugleich auf die Definition und Funktion von Bildern überhaupt zielende Fragen. So realisierte er im neuen Züricher Fußballstadion Letzigrund 2007 eine Installation aus zahlreichen kleinen, in den Boden eingelassenen Displays, die die Zuschauer mit überraschenden Auflistungen von Daten über historische, soziologische, biotopische und andere Kontexte der Anlage versorgt.
Für seine Installation in Chemnitz forscht Hannes Rickli übersehenen Imagines der Industriestadt Chemnitz nach. Im Innenraum von Kraftwerken und Forschungslaboren, auf Baustellen und entlang der Verläufe technischer Infrastrukturen ist er einem anderen, der einfachen Wahrnehmung entzogenen Gesicht der Stadt auf der Spur. Denkfiguren von Wissenschaftlern und Technikern sowie gemeinhin unsichtbare Entitäten wie Wärme und Kälte werden von ihm auf darin verborgene visuell-ästhetische Einschlüsse untersucht. Die ehemalige Chemnitzer „Kammer der Technik“, heute Heimat des Kulturzentrums Weltecho, wird als Schauplatz seines Projekts ihrem alten Namen noch einmal alle Ehre erweisen. Als mit zahlreichen Beobachtungsposten im urbanen Raum und seinen technischen Strukturen vernetzte Schaltstelle erlaubt sie für die Zeit der Ausstellung Einblicke in den ansonsten unsichtbaren Organismus der Stadt.
Kontakt Informationen Katalog/Catalogue
2008 TransAktion - Skulpturen des ÜbergangsEine Ausstellungsreihe im Weltecho Chemnitz 2008Eduardo Molinari - Auf den Spuren der Mais-Männer05.01.2008 - 10.02.2008Olaf Nicolai - Yeux de Paon16.02.2008 - 23.03.2008Yin Xiuzhen - COMMUNE29.03.2008 - 04.05.2008Hannes Rickli - Aggregat Chemnitz10.05.2008 - 15.06.2008Roman Dziadkiewicz - Museum der Transformation21.06.2008 - 27.07.2008Utopolis – Wunschfabrik Stadt - Internationales Symposion in Chemnitz20.06.2008 - 22.06.2008Weltecho - Galerie
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